Erfinder, Schatzsucher, Weltenbastler
Als kleiner Junge hatte ich bestimmt hundert verschiedene Berufswünsche. Die beiden wichtigsten waren jedoch „Erfinder“ und „Autor“. Ich hatte das Edison-Museum in den USA besucht und war fasziniert von Edisons Erfindergeist. Natürlich weiß ich mittlerweile, dass Edison die Glühbirne nicht erfunden hat – aber irgendwann im Laufe der ersten Gymnasialjahre musste ich eh begreifen, dass Physik und Chemie nicht meine Stärken waren.
Aber warum standen Erfinder und Autor in meinem kindlichen Kopf so harmonisch nebeneinander? Ich hatte das Glück, in einem Elternhaus aufzuwachsen, wo Literatur und Musik viel galten und immer noch gelten.
Wenn mir nicht meine Eltern aus Ottfried Preußlers Krabat oder der Kleinen Hexe, Paul Maars Sams oder vielen weiteren Geschichten vorlasen, dann schuf ich mir mit namhaften Klemmbausteinen eigene Welten. Dabei spielten im Hintergrund im Kassettenspieler „Die Unendliche Geschichte“, „Momo“, „Die Schatzinsel“ oder eine Bandbreite von Geschichtensammlungen.
Man könnte also sagen, dass ich verwöhnt wurde. Man könnte aber auch sagen, dass ich von früh auf gute Bücher zu schätzen lernte. Bücher, denen es gelang, die Möglichkeiten der deutschen Sprache voll auszuschöpfen. Bücher, die ihre Leser:innen in eine Welt entführen, wo Helden und Bösewichte in greifbare Konflikte verwickelt werden. Bücher, die anrühren, unterhalten und inspirieren.
Vom 6. Lebensjahr an lernte ich Klavier spielen. Für ein verträumtes Kind wie mich hat es natürlich viel Mühe und Demut gekostet, bis meine Finger schöne Musik aus den Tasten lockten. Aber ich begriff schnell, dass auch Noten Teil dieser genialen Alchemie sind, dass diese kleinen Zeichen große Gefühle, kräftige Farben und bewegende Geschichten in uns erwecken können.
Und ich liebe diese Bandbreite: Die zarten Töne freundschaftlicher Dialoge zu spielen, hemmungslos in die Tasten zu hauen für Kämpfe und rasante Rennen gegen die Zeit.
Sobald ich Schreiben gelernt hatte, lieferte ich mit „Emil und der Regenmacher“, dem „Drachen“-Zweiteiler und dem „Regenbogenjaguar“ meine ersten fantastischen Geschichten. Ob auf dem Meeresgrund, über den Wolken oder in der Wüste – Verrat, Trauer, Aufopferung, Witz und Action durften nie fehlen.
Doch schon damals schrieb ich ich diese Geschichten nicht für die Schublade, sondern las sie meiner Schulklasse vor. Denn so viel Spaß das Herumspinnen und Tüfteln auch macht: Am Ende zählt, dass auch Du daran Freude hast.
Und vielleicht hast Du Dich ja in meinem Lebenslauf schon ein bisschen wiedergefunden. Vielleicht bist du einer von uns Schatzsuchern …